iPhone-Tasche mit Reinigungsfutter selbstgenäht

[Update: für iPhone4 und 4S, siehe angepasste Masse hier]

Ich habe mir schon immer gerne Täschchen für meine Hightech-Gadgets selber genäht, und mit der Zeit auch eine Methode gefunden, wie das alles mit der Nähmaschine zu machen ist, ohne einen Stich von Hand und ohne eine sichtbare Naht. Ist natürlich absolut keine Profiarbeit, aber mir machts jeweils Spass.

Für das iPhone 3G hatte ich vor einem Jahr dann die Idee, als Futterstoff einen Mikrofaserlappen zu verwenden, so dass das Display beim rausziehen bzw. in die Tasche schieben jeweils von Fingerabdrücken (einigermassen) gereinigt wird. Das hat sich gut bewährt. Die Tasche von vor einem Jahr hatte ich mit rotem Rucksackstoff gemacht, der nun vom Tragen in der Hosentasche recht unansehnlich geworden ist. Zudem habe ich neu ein 3GS, meine Frau übernimmt das 3G und ein Freund hat sich auch ein 3GS gekauft - und alle wollen eine Tasche haben. Also hiess es für heute: Massenproduktion, und deshalb dachte ich, ich dokumentiere das Ganze gleich mal für Nachahmungswillige.

An sich ist es eine sehr einfache Tasche. Der Trick besteht nur darin, dass die letzte Naht diejenige ganz unten in der Tasche ist, wo man sie nicht sieht. Das ermöglicht es, dass man alles mit der Nähmaschine machen kann, und durch Umstülpen letzlich dennoch alle Nähte versteckt sind.

Die Schwierigkeit ist jedoch, die Masse genau richtig hinzukriegen, damit die Tasche wirklich genau passt. Ich brauchte eigentlich 3 Taschen, habe aber heute 5 produziert - zwar alle brauchbar, aber die zwei ersten nicht ganz so schön passgenau. Anders als bei früheren Einzelanfertigungen habe ich darum die Masse alle aufgeschrieben und getuned, so dass das Ganze jetzt reproduzierbar wird.

Als Futterstoff habe ich einen "Scotch-Brite Microfiber Window 2 in 1" von 3M genommen. Der hat eine Microfaserseite, und eine hirschlederartige Seite. Dadurch ist der Stoff fester (lederartiger) als die gewöhnlichen Microfaserlappen.

Als Aussenstoff verwende ich Rucksackstoff, den gibts in diversen Farben preiswert auch in kleinen Mengen zu kaufen (in Zürich z.B. beim Bernina-Shop am Talacker 35).

Hier die fertigen Taschen:

1.Fertig

Herstellung:

Für ein iPhone3G oder 3GS braucht es ca 160mm * 140mm Microfaserlappen und 150mm * 180mm Rucksackstoff.

Zuerst legt man die zwei Stücke mit der Sichtseite aufeinander, und näht sie entlang der längeren Seite zusammen. Die Lederimitatseite des 3M-Lappen rutscht sehr schlecht unter dem Nähfüsschen, im Gegensatz zum Rucksackstoff. Deshalb habe ich obendrauf noch ein Blatt Papier gelegt und mitgenäht - ohne dieses verrustchen die zwei Stoffe gegeneinander und die Naht wirft Wellen. Das Papier lässt sich nach dem Nähen problemlos wegreissen.

3. Oberkante

Diese Naht bildet später den oberen Rand der Tasche.

Nun wird das Ganze aufgeklappt, und längs zu einer langen Röhre zusammengefaltet (Sichtseite beider Stoffe immer innen). Diese Röhre muss nun ziemlich präzise längs vernäht werden, 69mm für die Futterseite und 73mm für die Rucksackstoffseite haben sich bewährt. Der Übergang zwischen den zwei Breiten kommt mit ein paar diagonalen Stichen genau auf die Mittelnaht. Es ist zu empfehlen, die Ober- und Unterseite der Mittelnaht vor dem Längsnähen mit einer Stecknadel genau aufeinander zu fixieren, sonst verschiebt sich der Stoff beim Längsnähen und der spätere obere Rand der Tasche wird krumm.

4. Längsnaht

Jetzt kommt die Bodennaht der Aussenseite, 134mm von der Naht zwischen Futter und Aussenseite entfernt. Rundum überstehenden Stoff auf ca 3mm abschneiden und ggf Rand Zickzacken.

5. Bodennaht

Jetzt das Ganze wie eine Socke kehren. Mit dem zähen 3M-Lappen ist das nicht ganz einfach, aber es geht, wenn man nicht unten stopft, sondern oben (im Bild rechts) aus der Mitte den Stoff hinauszupft. Mit einem Masstab kann man dann die Ecken der Aussenhülle schön ausstülpen.

6. Kehren

Jetzt kommt die letzte Naht, die das Futter schliesst. Diese ist zwar nicht total versteckt, kommt aber letztlich unten innen in die Tasche zu liegen, ist also praktisch auch unsichtbar. Sie sollte ca. 117mm von der Naht zwischen Futter und Aussenseite entfernt liegen. Wer weniger faul ist als ich, kann eine besser zum Innenfutter passende Fadenfarbe nehmen…

7. Futter Innennaht

Wieder einigermassen knapp neben der Naht den Rest abschneiden, und dann das Futter in die Tasche stopfen. Auch das ist etwas sperrig, bis die Ecken des Futters voll ausgestülpt und sauber unten in der Tasche liegen. Auch hier hilft der Masstab.

Wichtig: Die Naht zwischen Futter und Aussenstoff muss ca. 7mm vom Rand entfernt innen in die Tasche zu liegen kommen.

Viel Spass beim Nähen!

Die Statistik des Einzelfalls

Immer wieder einmal begegnet mir folgende Denksportaufgabe (bekannt als das "Ziegenrätsel", "Ziegenproblem" oder "Monty-Hall-Problem"):

In einem Fernsehquiz gibt es drei gleiche Türen. Hinter zweien hat es eine Ziege, hinter einer ein Auto (oder sagen wir besser: einen erstrebenswerten Hauptgewinn. Nicht alle wollen ein Auto haben).

Als Kandidat darf ich erst mal eine Tür auswählen. Daraufhin öffnet der Quizmaster eine andere Tür, hinter der in jedem Fall eine Ziege ist. Nun darf ich entscheiden, ob ich bei der ursprünglichen Wahl bleibe oder mich für die andere noch geschlossene Tür entscheide.

Die Frage ist nun: Wie soll ich mich entscheiden?

Als Lösung der Aufgabe wird dann jeweils die statistisch richtige Antwort präsentiert und hergeleitet, z.B. hier. Diese ist für Uneingeweihte überraschend (die Gewinnwahrscheinlichkeit ist beim Wechsel doppelt so hoch, also soll man die Tür wechseln) und durchaus ein faszinierendes Beispiel für die Fallstricke bei bedingten Wahrscheinlichkeiten.

Dennoch sage ich - die präsentierte Lösung ist falsch. Die richtige Lösung lautet: Es ist egal, was die Statistik sagt - ich muss meine Wahl selber treffen.

Warum? So wie die Aufgabe präsentiert wird, handelt es sich für mich um einen Einzelfall. Ich werde kein zweitesmal Kandidat in diesem Quiz sein können, die Chance zu gewinnen ist einmalig. Und damit wird die Statistik gänzlich irrelevant. Auch wenn die Statistik eine tausendfache Chance für die eine Tür beweisen würde - das eine Mal wo ich im Leben bei diesem Quiz Kandidat bin kann es genausogut die andere Tür sein. Ich muss also frei entscheiden. Die Statistik hilft mir nichts.

Ich finde diese Erkenntnis fundamental. Erst wenn sich eine Situation viele Male wiederholt, wird Statistik nützlich. Wer aber für einmalige Entscheidungen sich der Statistik unterordnet, verschenkt seine Freiheit. Es ist eine schreckliche Täuschung, zu glauben, eine statistikkonforme Entscheidung sei vernünftig - und sich dadurch vielleicht davon abbringen zu lassen, einer inneren Überzeugung zu folgen.

Aller Anfang ist schwer

Das gilt auch fürs Bloggen. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, und für dieses Blog ist er heute. Ich schleppe schon länger eine Sammlung von Themen mit mir herum, zu denen ich einmal etwas schreiben wollte oder gar angefangen habe.

Nun hat mir ein Tweet von @terra_solar den Anlass gegeben, gerade heute mit dem Beitrag "Statistik des Einzelfalls" zu starten. Wenn es doch weitgehend eine Gedankenspielerei ist - ich spiele gerne mit Gedanken - geht es für mich dabei um eine sehr wichtige weltanschauliche Grundfrage, die Frage nach der freien Entscheidung und der Bedeutung des Zufalls. Das stelle ich gerne an den Anfang dieses Blogs.

Wie viel und was weiter in diesem Blog erscheinen wird, weiss ich noch nicht so genau. Aber es wird sicher u.a. auch um Technisches gehen, das iPhone, dessen Programmierung, Cocoa allgemein, Synchronisation mit SyncML, OpenSource, aber auch Grundeinkommen, Zahlen in der Politik, Alternativgeld(Systeme), Elektrovelos, Arbeitsformen. Es muss sich weisen - ans Bloggen muss ich mich erst mal gewöhnen.